Die Anweisungen waren genau. Findet den letzten Doppelgänger und tötet ihn! Nun standen wir also hier, mitten in Atlanta, mitten im irgendwo im nirgendwo. Atlanta war groß, wie sollte man hier eine einzige Person finden? Ich drehte mich zu meiner blonden Begleiterin und witmete ihr nun meine Aufmerksamkeit. „Dein Freund war nicht zufälligerweise etwas präziser?“
Ich konnte mir schon vorstellen, dass als Antwort 'Nein' kam, was anderes konnte man kaum erwarten. Präziser würde für Stefan mehr Schmerzen bedeuten und eben genau diese würde Caroline verhindern wollen. Manchmal fragte ich mich wirklich, ob zwischen ihr und dem Doppelgänger mehr als nur eine einfache Freundschaft war. Nicht dass es mich was anging, aber wie sie mit ihm umging ließ sowas in der Art doch erahnen. Aber vielleicht war Caroline einfach so...fürsorgend. Ich konnte das schlecht beurteilen, dafür kannte ich sie zu wenig.
Ich stellte dann den Motor des 'geliehenen' Wagens auf und ging dann in Vampirgeschwindigkeit um das Auto herum um Caroline die Tür zu öffnen, auch wenn ich mir denken konnte, dass deshalb gleich ein bissiger Kommentar kommen wurde, was ich allerdings amüsierend fand.

Ich schaute durch das Fenster des Wagens uns seufzte. War ja klar, dass er keinen eigenen besaß, und einen klauen musste. Unwillkürlich musste ich schmunzeln. Ich verstand, wieso Damon ihn so gern hatte! Er fühlte sich unglaublich witzig, konnte sich anscheinend nicht legal verhalten, und schaute mich immer so seltsam an. Irgendwie gruselig.
Als er fragte, ob die Anweisungen präziser waren, warf ich ihm einen feindseligen Blick zu. Das machte er doch mit glatter Absicht! Trotzdem, das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.
"Stefan hat uns alles gesagt, was er heraus finden konnte", erklärte ich ihm bissig. "Wenn er noch tiefer graben würde, wird er vor Schmerzen beinahe umkommen!".
Als Enzo die Wagentür öffnete, legte auch ich meine Hand auf den Griff. Aber nein - er musste ja wieder seinen Pseudo-Gentleman raushängen lassen. Ich seufze und stieg aus.
"Vielen Dank", sagte ich mit aufgesetztem Lächeln und lies ihn die Tür zu schlagen. Ich musste mich zusammen reißen! Was nur machte mich so aggressiv in seiner Gegenwart? Vielleicht, weil mich seine Art, zwischen nett und durchweg gemein an jemanden erinnerte? Ach, Caroline, halt die Klappe, mahnte ich mich selbst und schaute zu Enzo.
"Und jetzt?", fragte ich und schaute ihn abwartend an.

Ich verdrehte die Augen als ich ihre Antwort hörte und seufzte dann unwillkürlich. "Dann suchen wir eben Atlanta bis auf den letzten Zentimenter ab, ohne dass wir wissen wie er heißt, was er arbeitet und wo er wohnt. Das ist für deinen Freund nicht viel schmerzhafter als wenn er uns noch präzisere Informationen geben würde". Wir hatten schließlich einen Zeitplan den wir versuchen mussten einzuhalten. Ansonsten würde Sloan nicht mehr so 'freundlich' mit Stefan umgehen.
Ich stieg dann aus und öffnete Caroline die Tür damit sie aussteigen konnte. "Gern geschehen" erwiederte ich grinsend um sie etwas aufzuziehen. Es gab sicherlich schlechtere Gesellschaft als sie, aber das schien nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Aber was solls, schließlich war sie diejenige, die unbedingt mit wollte. Also musste sie sich mit mir zufrieden geben.
Ich hörte ihre Frage und sah mich dann um "Und jetzt? Wie gesagt, jetzt werden wir jeden Zentimenter der Stadt absuchen bis wir den Doppelgänger haben...es sei denn du weißt doch noch ein paar Details" ich sah sie fragend und zugleich auch etwas prüfend an, denn vielleicht hatte ihr Stefan ja doch noch was erzählt.

Ich erwiderte seinen prüfenden Blick und versuchte, ihm stand zu halten. Schließlich seufzte ich.
"Okay!", gab ich zu und schaute ihn leicht wütend an. "Sein Name ist Tom Avery und er ist Rettungssanitäter.", gab ich schließlich zu. Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Enzo war wie Damon: Er würde nicht lange fackeln und Stefans Doppelgänger sofort das Genick brechen. Ich hatte das verhindern wollen, doch Stefan weiterhin leiden lassen? Wahl zwischen Pest und Cholera. Da kam mir ein Gedanke. Wenn ich es schaffte, Enzo lange genug abzulenken, konnte ich Tom vielleicht retten! Ihn manipulieren, so dass er verschwindet. Irgendwo hin, wo wir ihn niemals finden können!
"Aber ich weiß nicht, in welchem Krankenhaus", fügte ich schnell hinzu. Es war die Wahrheit, ich wusste es nicht, wollte es nicht wissen. Wieso zur Hölle wollten die Traveller Tom los werden? Er war nicht mal ein Vampir oder sonst etwas gefährliches. Er war ein unschuldiger Mensch, der anderen Menschen das Leben rettete! Und den sollte ich nun einfach so töten? Ohne jeden Grund? Nein, das stimmte nicht. Wenn ich Tom nicht tötete, würden die Traveller Stefan töten. Und das wollte ich noch weniger verantworten, schließlich war er mein bester Freund. Und er war Elena wichtig... Ich schaute zu Enzo, so, als ob er eine Antwort auf mein Debakel wüsste.

Ich sah Caroline weiter prüfend an, denn wenn sie etwas wusste, dann musste sie damit herausrücken. Schließlich brachte es kaum was die Nadel im Heuhafen zu suchen wenn es eine einfachere Lösung gab. Überraschenderweise wusste sie anscheinend doch noch was, hätte ich ihr gar nicht zugetraut soetwas für sich zu behalten können. "Na also, dass ist doch schon mal etwas"
Wir hatten Name und Beruf und konnten somit ungefähr sagen, wo sich der Doppelgänger, mein oder eher unser Zielobjekt befinden könnte. Vielleicht konnten wir die Sache hier doch schneller beenden als ich erwartet hatte. Dieser Tom war also Rettungssanitäter was wiederum heißen musste, er würde in einem Krankenhaus oder ähnlichem arbeiten. Das war zumindestens eine ganz logische Erklärung. Caroline schien von der ganzen Sache nicht so begeistert zu sein, denn sie fügte beinahe panisch hinzu, dass sie nicht wusste welches Krankenhaus. "Das lass mal meine Sorge sein, Gorgeous". Soviele Krankenhäuser würde es hier in Atlanta nicht geben, denn wenn die Stadt groß war, war auch das Krankenhaus groß, sodass eins reichen sollte.
"Ich denke wir sollten uns mal umhorchen gehen, wo sich dieses Krankenhaus befindet...oder eins davon. Und ich denke du willst nicht mehr mit dem Auto fahren?" Ich machte eine Kopfbewegung zu dem 'geliehenem' Wagen und konnte mir vorstellen, dass sie nicht soviel davon hielt, weshalb ich mir die Frage auch gleich selbst beantworten konnte.
Ich entfernte mich dann mit ihr von dem Wagen und sah mich um. Wir befanden uns in der Innenstadt von Atlanta und daher sollte es nicht allzuschwer sein einen willigen Passanten zu finden. Ich wählte dann einfach eine ältere Dame aus und ließ meinen britischen Charme spielen, als ich sie fragte, wo denn das nächste Krankenhaus sei. Ohne sie manipulieren zu müssen antwortete sie mir und ich nickte und bedankte mich bevor ich mit einem breitem Grinsen im Gesicht wieder zu meiner blonden Begleitung zurückkehrte. "Ich denke wir haben eine Adresse".

Während Enzo vor sich hin grübelte, schaute ich mich ein bisschen um. Es war schön hier, ganz anders, als in Mystic Falls. Mein Blick streifte wieder Damons Freund und ich legte gedankenverloren den Kopf schief. Mit Sicherheit war er ein alter Vampir und viel herum gekommen, obwohl er für lange Zeit gefangen gehalten wurde. Wäre er nicht immer so... er, dann würde ich vielleicht sogar Mitleid haben oder ihn fragen, was er alles von der Welt gesehen hatte. Aber so hielt mich mein Stolz zurück. Obwohl ich zugeben musste, dass es mir mittlerweile gefiel, wenn er mir solche Spitznamen gab. Doch das machte er sicher nur, um mich zu verunsichern - und vor allem bei jedem Mädchen.
"Hm?", machte ich, als er mir etwas sagte und erschrak. Gott wie peinlich. Wie lange hatte ich hier so gestanden und ihn angestarrt? Egal, er schien nichts bemerkt zu haben.
Ohne darüber nachzudenken erwiderte ich sein Lächeln und nickte. "Gut, dann nach Ihnen, Sir", sagte ich und versuchte mich so, seinem nicht zur Situation passenden Witz anzugleichen. Er hatte Recht, mit dem Auto fahren kam nicht in Frage. Nicht nur, weil das Auto geklaut war, auch, weil ich keine Lust auf erneute 'humorvolle' Gespräche mit Enzo.
Er ging los und ich folgte ihm, da ich keinen blassen Schimmer hatte, wo wir lang mussten. Ich hatte ihm ja nicht zugehört. Nach ein paar Blocks kamen wir bei einem Krankenhaus an und ich schluckte. Was, wenn Tom in diesem Krankenhaus arbeitete? Enzo sah sehr entschlossen aus, als er durch die große, gläserne Glastür ging.
Im Empfang begrüßte uns eine nette brünette Frau, die ihre Gesichtszüge scheinbar nicht unter Kontrolle hatte. Generell war mir aufgefallen, dass Enzo sehr anziehend auf die Frauen hier wirkte. Oder generell? Jedenfalls erkundigten wir uns nach Tom Avery und wurden gebeten, auf den Stühlen im Gang zu warten.

Postet uns mal ins Krankenhaus ;)

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